In Deutschland gilt für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) eine sogenannte Versicherungspflichtgrenze(auch Jahresarbeitsentgeltgrenze genannt). Wer als Angestellter dauerhaft mehr als diese Grenze verdient – im Jahr 2025 sind das 69.300 € brutto jährlich oder 5.775 € monatlich – kann sich freiwillig gesetzlich versichern oder in die Private Krankenversicherung (PKV) wechseln.
Doch wann lohnt sich dieser Schritt wirklich? Welche Vorteile bringt eine PKV für Angestellte mit hohem Einkommen – und welche Risiken sollte man kennen? In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige und erhältst klare Entscheidungshilfen, ob und wann sich ein Wechsel für dich lohnen kann.
1. GKV vs. PKV – Grundsätzliche Unterschiede
Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
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Beitrag orientiert sich am Einkommen
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Beiträge sind prozentual – derzeit ca. 15,9 % inkl. Zusatzbeitrag
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Familienversicherung möglich (kostenfrei für nicht oder geringverdienende Ehepartner/Kinder)
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Leistungen sind standardisiert, werden durch den Gesetzgeber festgelegt
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Keine Gesundheitsprüfung
Private Krankenversicherung (PKV)
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Beitrag richtet sich nicht nach dem Einkommen, sondern:
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nach Eintrittsalter
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nach Gesundheitszustand
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nach gewünschtem Leistungsumfang
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Individuelle Tarife
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Höherwertige Leistungen (z. B. Einzelzimmer, Chefarztbehandlung)
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Keine kostenfreie Familienversicherung
2. Der finanzielle Aspekt – Beitragsvorteile bei der PKV
Für viele gutverdienende Angestellte ist der wichtigste Beweggrund für einen Wechsel: die Aussicht auf niedrigere Beiträge bei gleichzeitig besseren Leistungen.
Rechenbeispiel – GKV vs. PKV
Beispiel | GKV | PKV |
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Bruttogehalt | 80.000 € | 80.000 € |
Beitragssatz | 15,9 % | individuell |
Monatlicher Beitrag | ca. 767 € (Arbeitnehmeranteil: ~383 €) | ab ca. 400 € (je nach Tarif) |
Ergebnis:
Ein junger, gesunder Angestellter (z. B. Anfang 30) zahlt in der PKV oft weniger als in der GKV, obwohl er bessere Leistungen erhält. Der Arbeitgeber beteiligt sich auch bei der PKV mit bis zu 50 % des Beitrags, allerdings maximal bis zur Hälfte des GKV-Höchstbeitrags (2025: ca. 403 €).
Das bedeutet:
Selbst wenn ein PKV-Tarif 700 € kostet, zahlt der Arbeitgeber nur die Hälfte bis zur Obergrenze – den Rest trägt der Versicherte.
3. Die Leistungen – Mehrwert durch die PKV
Wer auf hochwertige medizinische Versorgung Wert legt, findet in der PKV echte Vorteile:
Leistungsvorteile der PKV
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Behandlung durch Chefärzte oder Spezialisten
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Ein- oder Zweibettzimmer im Krankenhaus
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Kürzere Wartezeiten bei Fachärzten
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Freie Arztwahl, auch bei Heilpraktikern oder Spezialkliniken
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Höhere Erstattung für Zahnersatz und Sehhilfen
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Innovativere Therapien werden oft schneller erstattet
Wichtig: Die Leistungen hängen vom gewählten Tarif ab. Hier ist eine fundierte Beratung entscheidend – nicht der günstigste Tarif ist automatisch der beste.
4. Die langfristige Perspektive – Beitragsentwicklung im Alter
Ein weit verbreiteter Mythos ist: „Die PKV wird im Alter unbezahlbar.“ Ganz so einfach ist es nicht – aber der Punkt verdient eine genauere Betrachtung.
Beitragssteigerung – Realität in beiden Systemen
Sowohl in der GKV als auch in der PKV steigen die Beiträge mit der Zeit:
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In der GKV steigen Beiträge automatisch bei steigenden Einkommen und demografischem Wandel.
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In der PKV steigen Beiträge v. a. durch medizinischen Fortschritt und Kosteninflation – allerdings unabhängig vom Einkommen.
Alterungsrückstellungen in der PKV
Die PKV bildet Rückstellungen – das heißt, ein Teil der Beiträge wird für spätere Lebensjahre zurückgelegt. So wird die Beitragsbelastung im Alter abgefedert.
Trotzdem kann es zu Beitragserhöhungen kommen. Deshalb ist ein sinnvoller Tipp:
5. Beitragsvorteil heute – Altersvorsorge für morgen
Angestellte, die in jungen Jahren von günstigeren PKV-Beiträgen profitieren, sollten diese Ersparnis nicht konsumieren, sondern gezielt zur Seite legen. So kann später die Mehrbelastung im Alter abgefedert werden – etwa durch:
Option: Beitragsentlastungstarif (BET)
Viele private Versicherer bieten sog. Beitragsentlastungstarife an. Dabei zahlst du freiwillig einen Mehrbeitrag, der ab dem Rentenalter zur Beitragssenkung verwendet wird. Der Clou:
✅ Arbeitgeber beteiligt sich auch hier an den Kosten bis zur Hälfte!
✅ Beitragssenkung im Alter ist garantiert
✅ Kein Gesundheitsrisiko – steuerlich teilweise absetzbar
Alternative: Private Vorsorgeprodukte
Wer flexibler bleiben will, kann die PKV-Ersparnis auch in ETF-Sparpläne, Rentenversicherungen oder betriebliche Altersvorsorge investieren. Wichtig ist: Das Geld sollte zweckgebunden zurückgelegt werden.
6. Die Kehrseite – mögliche Nachteile der PKV
So attraktiv die PKV für viele klingt – es gibt auch Nachteile und Risiken, die man kennen sollte.
1. Gesundheitsprüfung
Bei Antragstellung prüft der Versicherer deinen Gesundheitszustand. Vorerkrankungen können zu Risikozuschlägenoder sogar Ablehnung führen. Deshalb:
➡️ Frühzeitig handeln – am besten im jungen, gesunden Zustand
2. Keine kostenfreie Familienversicherung
Kinder und Ehepartner müssen jeweils einzeln versichert werden. In der GKV sind sie unter bestimmten Voraussetzungen beitragsfrei mitversichert. Gerade bei mehreren Kindern kann das teuer werden.
3. Komplexität & Eigenverantwortung
Die PKV funktioniert nach dem Kostenerstattungsprinzip:
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Du bekommst eine Arztrechnung
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Reicht sie bei der Versicherung ein
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Bekommst das Geld erstattet (je nach Tarif)
Das verlangt mehr Überblick und Disziplin. Auch die Tarifstruktur ist komplex – hier ist kompetente Beratung unverzichtbar.
7. Fazit – Für wen lohnt sich die PKV als Angestellter?
Die Entscheidung für oder gegen eine private Krankenversicherung sollte nicht leichtfertig getroffen werden. Aber für bestimmte Gruppen bietet die PKV klare Vorteile.
Ideal ist die PKV für Angestellte, die:
✅ dauerhaft über der Versicherungspflichtgrenze verdienen
✅ jung und gesund sind
✅ keine große Familie mitversichern müssen
✅ hohe Leistungsansprüche an ihre medizinische Versorgung stellen
✅ bereit sind, Eigenverantwortung zu übernehmen
✅ bereit sind, die heutige Beitragsersparnis gezielt fürs Alter zurückzulegen
Nicht optimal ist die PKV für:
❌ Menschen mit schwerwiegenden Vorerkrankungen
❌ Familien mit mehreren Kindern (wegen fehlender Familienversicherung)
❌ Personen, die nicht langfristig oberhalb der Versicherungspflichtgrenze bleiben werden
❌ Menschen, die sich mit Eigenorganisation und Kostenerstattung überfordert fühlen
8. Der Weg zur Entscheidung – so gehst du vor
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Analyse deiner aktuellen Situation (Einkommen, Familienstand, Gesundheit)
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Tarifvergleich mit einem unabhängigen Finanzberater oder Versicherungsmakler
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Simulation von Beiträgen heute und im Alter
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Berücksichtigung von Altersvorsorge & Entlastungstarifen
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Langfristige Perspektive einnehmen
9. Unser Tipp
Als freie Finanzberater und Versicherungsmakler begleiten wir dich unabhängig, langfristig und auf Augenhöhebei deiner Entscheidung. Wir vergleichen Tarife, prüfen Alternativen und helfen dir, die optimale Lösung für deine Gesundheit und deinen Geldbeutel zu finden.
Denn: Eine PKV kann ein echter Gamechanger sein – wenn sie zu deinem Leben passt. Und genau dabei helfen wir dir.