Viele Hausbesitzer atmen erleichtert auf, sobald sie eine Wohngebäudeversicherung abgeschlossen haben. Schließlich schützt diese Police das Eigenheim vor finanziellen Verlusten durch Feuer, Sturm, Hagel oder Leitungswasserschäden. Doch ein weit verbreiteter Irrglaube sorgt immer wieder für unangenehme Überraschungen: Mit einer guten Wohngebäudeversicherung sind noch lange nicht alle Risiken abgedeckt. Vielmehr ist jeder Hausbesitzer verpflichtet, sein Heim in einem sicheren Zustand zu halten und mögliche Gefahrenquellen rechtzeitig zu beseitigen.
In diesem Beitrag klären wir, warum die reine Wohngebäudeversicherung nicht alle Probleme löst, welche Pflichten du als Hausbesitzer hast – und geben dir eine praktische Liste an die Hand, um dein Haus optimal abzusichern und deine Verantwortung zu erfüllen.
1. Die Wohngebäudeversicherung – ein wichtiger, aber kein allumfassender Schutz
Die Wohngebäudeversicherung deckt grundsätzlich Schäden am Haus selbst ab, die durch bestimmte Gefahren entstehen: Feuer, Sturm, Hagel, Leitungswasser und in vielen Tarifen auch Elementarschäden wie Überschwemmung oder Erdrutsch. Sie ist damit ein wichtiger Baustein, um das finanzielle Risiko bei Schäden am Haus zu minimieren.
Aber:
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Sie schützt nur vor bestimmten Ursachen. Schäden, die durch mangelhafte Instandhaltung oder grobe Fahrlässigkeit entstehen, sind oft nicht abgedeckt.
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Der Versicherer kann in bestimmten Fällen die Leistung kürzen oder verweigern, wenn der Hausbesitzer seinen Pflichten nicht nachkommt.
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Auch für Schadensersatzforderungen von Dritten – etwa wenn Passanten durch herabfallende Dachziegel verletzt werden – kommt die Wohngebäudeversicherung nicht auf. Hierfür ist eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung wichtig.
Das Fazit:
Eine Wohngebäudeversicherung ist unverzichtbar – aber sie ersetzt nicht die Pflicht, das eigene Haus in Schuss zu halten!
2. Pflichten des Hausbesitzers – rechtliche Grundlage und warum sie so wichtig sind
Als Hausbesitzer bist du nicht nur Eigentümer, sondern auch Verantwortlicher für die Sicherheit deines Gebäudes. Das ergibt sich aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (§ 823 BGB – „Verkehrssicherungspflicht“) und verschiedenen Landesbauordnungen. Übersetzt heißt das:
Du musst dafür sorgen, dass von deinem Haus keine Gefahr für andere oder für dich selbst ausgeht.
Die Pflicht zur Instandhaltung betrifft vor allem:
✅ regelmäßige Kontrolle und Wartung des Hauses
✅ Behebung von Schäden oder Mängeln
✅ Vorsorge gegen Witterungseinflüsse oder andere Gefahren
Wer diese Pflichten verletzt, haftet im Schadensfall – und kann schlimmstenfalls auch seine Ansprüche aus der Wohngebäudeversicherung verlieren.
3. Typische Fälle, in denen die Versicherung nicht zahlt – wenn Pflichten verletzt wurden
Viele Hausbesitzer unterschätzen, wie gravierend sich eine Vernachlässigung der Pflichten auswirken kann. Hier ein paar typische Beispiele:
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Nicht geräumte Dachrinnen:
Verstopfte Dachrinnen können zu Wasserschäden führen. Wer sie nicht regelmäßig reinigt, riskiert, dass die Versicherung im Schadenfall die Leistung kürzt oder ablehnt. -
Undichte Dächer:
Dächer müssen regelmäßig überprüft und repariert werden. Wird ein undichtes Dach ignoriert, können Folgeschäden (z.B. Schimmel, Fäulnis) als „vorhersehbar“ gelten – und die Versicherung springt nicht ein. -
Schäden durch marode Wasserleitungen:
Wenn Wasserleitungen in die Jahre kommen, sind regelmäßige Kontrollen und ggf. ein Austausch Pflicht. Vernachlässigung kann hier als grobe Fahrlässigkeit gelten. -
Winterdienst vergessen:
Rutscht jemand auf einem nicht geräumten Gehweg vor deinem Haus aus, kann es teuer werden. Der Schaden ist dann Sache der Haftpflichtversicherung – aber auch hier kann es Ärger geben, wenn du deinen Pflichten nicht nachgekommen bist.
4. Unerlässliche Tätigkeiten für Hausbesitzer – die große Checkliste
Damit du als Hausbesitzer auf der sicheren Seite bist, haben wir eine Liste der wichtigsten Tätigkeiten zusammengestellt. Sie hilft dir nicht nur, deine Versicherungsansprüche zu sichern, sondern auch den Wert deines Hauses langfristig zu erhalten.
🔧 1. Dach und Fassade regelmäßig kontrollieren
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Sichtprüfung nach jedem Sturm
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Mindestens einmal jährlich durch Fachbetrieb (besonders bei älteren Häusern)
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Reparatur von lockeren Dachziegeln oder beschädigter Fassade
🏠 2. Dachrinnen und Fallrohre reinigen
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Mindestens zweimal jährlich (Frühjahr und Herbst)
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Bei starkem Laubfall häufiger prüfen
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Verstopfungen sofort beseitigen
🌳 3. Bäume und Sträucher zurückschneiden
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Äste, die auf das Dach oder Fassade schlagen, können Schäden verursachen
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Äste rechtzeitig zurückschneiden – auch zur Vermeidung von Haftungsfällen
❄️ 4. Winterdienst sicherstellen
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Gehwege, Hauseingänge und Zufahrten bei Schnee und Eis räumen und streuen
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Bei Abwesenheit Ersatz organisieren (z.B. Nachbarn oder Räumdienst)
💧 5. Wasserleitungen kontrollieren
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Regelmäßige Inspektion alter Leitungen (besonders bei Altbauten)
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Schutz vor Frostschäden im Winter (z.B. Außenleitungen entleeren oder isolieren)
🔥 6. Heizung warten lassen
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Jährliche Wartung durch Fachbetrieb (meist Pflicht laut Herstellervorgaben)
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Vermeidet nicht nur Schäden, sondern spart auch Energie
🔍 7. Fenster und Türen prüfen
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Dichtungen intakt? Keine Undichtigkeiten?
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Bei Bedarf nachjustieren oder erneuern, um Schäden durch Feuchtigkeit oder Einbruch zu verhindern
📜 8. Versicherungsverträge aktuell halten
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Sind alle Gebäudeteile (z.B. Anbauten, Wintergärten) korrekt versichert?
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Veränderungen am Haus dem Versicherer melden (z.B. neue Heizung, Umbauten)
5. Praktische Tipps zur Umsetzung – wie du die Liste in den Griff bekommst
Viele Hausbesitzer sind verunsichert: „Wie soll ich das alles schaffen?“ Hier ein paar Tipps, wie du deine Pflichten leichter organisierst:
✅ Erstelle einen Wartungsplan:
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Notiere alle regelmäßigen Aufgaben (z.B. Dachrinne reinigen im Frühjahr und Herbst).
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Verwende einen Kalender oder eine App, die dich an die Termine erinnert.
✅ Dokumentiere alles:
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Bei größeren Wartungen oder Inspektionen: Rechnung oder Bericht des Fachbetriebs aufbewahren.
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Fotos von Kontrollen oder kleinen Reparaturen machen.
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Im Schadensfall ist das der beste Beweis für deine Sorgfalt.
✅ Profis beauftragen, wenn nötig:
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Scheue dich nicht, für knifflige Aufgaben (z.B. Dachkontrolle) einen Profi zu engagieren.
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Fachbetriebe wissen, worauf sie achten müssen – und du hast die Sicherheit, dass alles ordentlich gemacht ist.
- Du kannst die Kosten des Profis bei deiner Steuererklärung geltend machen und 20 % der Arbeitskosten bis zu 1.200 Euro ansetzen.
✅ Sprich mit deinem Versicherer oder Makler:
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Lass dir erklären, welche Pflichten für dein Haus besonders wichtig sind.
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Prüfe, ob du zusätzliche Absicherungen (z.B. Elementarversicherung, Haftpflicht) brauchst.
6. Fazit – Verantwortungsvoll handeln lohnt sich mehrfach!
Viele Hausbesitzer unterschätzen, wie viel Verantwortung sie mit dem eigenen Haus übernehmen. Dabei ist es gar nicht so schwer, diese Verantwortung zu erfüllen: Ein wenig Organisation, ein bisschen Disziplin – und im Zweifel der Griff zum Telefon, um einen Profi zu rufen.
Die Wohngebäudeversicherung ist dabei ein unverzichtbarer Partner, wenn es hart auf hart kommt. Aber sie ist eben nur ein Teil des Ganzen. Wer seine Pflichten als Hausbesitzer ernst nimmt, sorgt nicht nur dafür, dass die Versicherung im Ernstfall zahlt. Sondern schützt auch sich selbst, seine Familie und alle, die sein Haus betreten.
Schlusswort:
Du siehst: Ein Haus zu besitzen bedeutet mehr als nur die Versicherungsprämie zu bezahlen. Es ist eine Verantwortung, die du mit einer guten Organisation und der richtigen Einstellung meistern kannst. Deine Wohngebäudeversicherung ist dabei ein wichtiger Sicherheitsanker – aber ohne deine aktive Mithilfe wird sie im Zweifel nicht ausreichen.
Wenn du dir unsicher bist, ob deine Versicherung und dein Haus „auf Stand“ sind, sprich gerne mit uns! Als freie Finanzberater stehen wir dir mit Rat und Tat zur Seite – unabhängig, kompetent und immer auf deiner Seite. Damit du dein Heim nicht nur absichern, sondern auch in bestem Zustand erhalten kannst.